Grand-Goâve (2016)

Wiederaufbau einer Gemeindeschule

Standort:

Grand-Goâve (Haiti/Südamerika)

Projektpartner vor Ort: Welthungerhilfe

Hintergrundinformationen:

Das haitianische Bildungssystem leidet unter zahlreichen Defiziten. Zum einen haben viele Kinder generell keinen Zugang zu Bildung, zum anderen ist die Qualität der Bildung unzureichend. Insbesondere in den ländlichen Gebieten fehlt es an gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern. Diese Situation wurde durch das katastrophale Erdbeben am 12. Januar 2010 noch verschlimmert. Das Land hat sich bis heute nicht von den verheerenden Folgen des Bebens erholt. Über 200.000 Menschen verloren ihr Leben. Neben der Hauptstadt Port-au-Prince war insbesondere der Südwesten des Landes betroffen, zu dem auch die Projektregion gehört. Neben Wohnhäusern wurden auch zahlreiche Schulgebäude zerstört. Seitdem findet der Unterricht in provisorisch aus Holz, Wellblech und Plastikplanen errichteten Klassenzimmern statt.

Der Großteil der Bevölkerung der ersten kommunalen Sektion von Grand-Goâve lebt unter der Armutsgrenze (von weniger als 2 US Dollar am Tag). Viele Kinder haben keinen Zugang zur Bildung, da die bestehenden Schulen nicht über genügend Kapazitäten verfügen, um alle schulpflichtigen Kinder zu versorgen. Hinzu kommt, dass es der Gemeinde von Grand-Goâve bis heute an Mitteln fehlt, die vom Erdbeben zerstörten Schulen wiederaufzubauen.

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre und teilt sich mit der Dominikanischen Republik die Insel Hispaniola. Sowohl die geographische Lage, als auch die Historie des Landes machen es zu einem idealen touristischen Ziel. Die Perle der Antillen, wie Haiti in den 1950´er Jahren genannt wurde, verlor seine touristische Rolle in Folge der Diktatur und ökonomischer Krise. Im Zuge der Stabilisierung des Landes und des einsetzenden Wachstums kann Haiti langfristig sein immenses touristisches Potential wieder stärker nutzen. Zentraler Aspekt ist dabei auch die Bildung der Bevölkerung, welche sowohl zur Stabilisierung des Landes, als auch zur Ausbildung qualifizierter Mitarbeiter im touristischen Sektor beitragen kann.

Begründung:

Das vorliegende Projekt leistet einen Beitrag zur Verbesserung der Lernbedingungen, und zur Erhaltung der Schulinfrastruktur der ländlichen Bevölkerung von Grand-Goâve.

Die Schule, die im Rahmen des Projektes wiederaufgebaut wird, existierte bereits seit 20 Jahren. Sie bietet Unterricht für Schülerinnen und Schüler von der Vorschule bis zur 6. Klasse an. Die Schule ist in Trägerschaft der Gemeinde. Der Schulalltag läuft derzeit unter extremen Bedingungen ab: Die Schule verfügt über keine sanitären Anlagen, es fehlt sowohl an Trinkwasser als auch an Latrinen. Wasser zum Trinken oder Händewaschen muss mit Eimern von einer Quelle zur Schule getragen werden.

Der Regierung, der Gemeinde, der Schulleitung als auch den Eltern fehlt es an finanziellen Mitteln, um die Gehälter der Lehrer, Schulmöbel und didaktische Materialien zu bezahlen. Hinzu kommt, dass die Schule über keine eigene Kantine verfügt und viele der Schülerinnen und Schüler mangelernährt sind. Durch den Wiederaufbau der Schule, deren Ausstattung sowie durch eine gezielte Sensibilisierung der Schüler, Lehrer und Eltern im Bereich Ernährung und durch die Anlage von Schulgärten werden diese Defizite behoben.

Projektbeschreibung:

Zielgruppe des Vorhabens ist die besonders benachteiligte Landbevölkerung der ersten kommunalen Sektion von Grand-Goâve. Direkte Zielgruppe sind die circa 180 Schülerinnen und Schüler der Schule in Grand-Goâve sowie deren Eltern und Lehrer (insgesamt circa 550 Personen).

Ziel des Vorhabens ist die Verbesserung der Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler der Schule in Grand-Goâve. Durch den Wiederaufbau und die Ausstattung der Schule leistet das Projekt einen Beitrag zum Erhalt der Schulinfrastruktur und ermöglicht mehr Kindern einen Zugang zum Bildungssystem.

Förderumfang:

Die Gemeindeschule in Grand-Goâve, die vom Erdbeben im Januar 2010 zerstört wurde, wurde zum Teil wiederaufgebaut. Diese Schule soll nun erweitert und so den Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst werden. Hierfür wird ein stabiles Fundament errichtet, auf welchem ein Holzgerüst verankert wird. Über das Holzgerüst werden lokal angefertigte Bambusmatten gespannt, welche anschließend von innen und außen mit Zement verputzt werden. Das Dach besteht aus einem qualitativ hochwertigen Wellblech. Der Dachstuhl wird mit Metallriemen gegen Stürme gesichert. Die für die Häuser entwickelte Technik hat den Vorteil, dass sie relativ kostengünstig ist, das Material auch in abgelegene Gegenden transportiert werden kann und die Gebäude sturm- und erdbebensicher sind.

Die Baumaßnahmen umfassen fünf Klassenräume mit einer Größe von jeweils 24 m², eine kleine Bibliothek (9 m²), eine Küche von 16 m² sowie ein Büro für die Direktion als auch einen Lagerraum von jeweils 10 m².

Zur Möblierung der Klassenräume werden die vorhanden Schulbänke weiterverwendet und zusätzlich 6 weitere Schulbänke für jedes Klassenzimmer und 8 Unterrichtstafeln gekauft. Das Büro des Schuldirektors wird zudem mit einem Schreibtisch, 2 Regalen und 3 Stühlen ausgestattet. In der Bücherei werden ein großer Tisch und Stühle zur Verfügung gestellt.

Die Projektlaufzeit beträgt 6 Monate. In dieser Zeit wird die Schule wiederaufgebaut und ausgestattet. Die Durchführung von Vorbereitungsmaßnahmen wird aufgrund bereits gemachter Erfahrungen in diesem Bereich nur wenig Zeit benötigen. Für die Bauarbeiten wird ein Ingenieurbüro engagiert, das die Bauarbeiten mit lokalen Arbeitern umsetzen soll, welche im Rahmen eines vergangenen Projektes in erdbebensicherem Bau ausgebildet wurden. Dadurch kann die lokale Bevölkerung stärker durch das Projekt profitieren, als im Falle der Rekrutierung externer Bauunternehmen.

Um die in den Sensibilisierungskampagnen erworbenen theoretischen Kenntnisse über eine gesunde und ausgewogene Ernährung in die Praxis umzusetzen, wird um die Schule herum ein Schulgarten mit einer Fläche von ca. 1.000 m² angelegt. In diesem werden diverse Gemüsesorten (Auberginen, Tomaten, Kohl, Piment, Erbsen, etc.) angepflanzt. Ziel ist es, die Ernährung der Kinder durch vitaminreiches Essen zu verbessern. Außerdem lernen die Kinder, die Gärten zu pflegen, in dem sie Unkraut jäten, regelmäßig gießen, mit organischen Düngemitteln düngen sowie ernten. Diese praktischen Maßnahmen werden um Sensibilisierungen ergänzt, in deren Rahmen Schülerinnen und Schüler theoretische und praktische Tipps zu Hygiene und gesunder Ernährung erhalten.

Förderumfang: 70.010 Euro

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