Orue II (2021)

Bau eines Hostels

Standort:

Orue II (Namibia/Afrika)

Projektpartner vor Ort: Kaokoland e.V.

Das Projekt ist im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative "1000 Schulen für unsere Welt" des Deutschen Städtetages, Deutschen Landkreistages und Deutschen Städte- und Gemeindebundes entstanden.

Hintergrund:

Namibia, ein Land im Süden Afrikas und ehemalige deutsche Kolonie ist ein Land großer Gegensätze. Die Kluft zwischen Arm und Reich im internationalen Ländervergleich ist hier eine der Größten (Gini-Index zur Vermögens- und Einkommensverteilung).

Namibia besteht zum großen Teil aus Farmflächen und Naturparks. Es ist daher nicht ganz einfach, flächendeckend für genügend Schulen zu sorgen. Das Land kann diese Leistung nicht allein bringen und wird dabei unterstützt durch Hilfe von außen, unter anderem aus Deutschland.

In Namibia leben rund ein Dutzend Volksgruppen, denen die namibische Verfassung kulturelle Eigenständigkeit zusichert: Ovambo, Herero, Nama, Damara ebenso wie Afrikaaner. Viele Völker Namibias sind Nomaden, die ihre Viehherden begleiten oder als Jäger und Sammler umherziehen.

Obwohl der Besuch einer Schule gesetzlich verankert ist und der Staat die Einrichtungen und den Unterricht garantieren müsste, können viele Kinder keinen Schulunterricht erhalten, da Staat und die Gemeinden kein Geld haben, um den Anforderungen an die Infrastruktur in allen abgelegenen Teilen des Landes nachkommen zu können.

Die meisten Kinder schlafen auch in der Nähe der Schule, weil die Fußwege dorthin so lang sind. Solange keine zusätzlichen Schlafräume geschaffen werden können, müssen die Kinder auf dem nackten Erdboden schlafen, zugedeckt mit Lumpen. Das bedeutet, sie sind im Sommer sämtlichen Gefahren ausgesetzt sind, wie Schlangen, Skorpionen und Ungeziefer. Im Winter herrschen Temperaturen zwischen +5 und Minusgraden. Und während der Regenzeit werden sie nass.

Die Schulbehörde zahlt an fast allen Schulen nur eine Mahlzeit am Tag – pures Maismehl. Diese „Lebensmittelzuteilung“ ist für die Kinder nicht ausreichend. Ein vernünftiger Lernprozess ist bei dieser Versorgung unmöglich. Abgesehen von dem Hungergefühl wären die Kinder damit eindeutig mangelernährt, was die geistige und körperliche Entwicklung der Kinder stark beeinträchtigt. Unser Projektpartner vor Ort muss daher unterstützend eingreifen und versucht, an einigen Schulen die zusätzlichen Mahlzeiten zu finanzieren.

Voraussetzung dafür, dass eine Vollversorgung mit Lebensmitteln (4 Mahlzeiten am Tag, ausgewogene Kost) vom Staat bezahlt wird, ist, dass die Schulen über 8 Klassenstufen, ein Hostel mit Sanitärtrakt, eine Küche mit Speiseraum und Betreuerunterkünfte verfügen.

Die Welt, die den Kindern vertraut ist, ist sandig und trocken. Die Hitze flimmert, es gibt kaum Wasser. Die Eltern haben Angst, ihren Nachwuchs allein auf stundenlange Fußmärsche zur nächsten Schule zu schicken, zu Recht. So bleiben viele Kinder der Schule fern.

Das Dorf Orue liegt ca. 40 Kilometer von Okanguati entfernt und befindet sich 15 Kilometer tief im Busch. Hier ist eines der letzten frei und traditionelle lebenden Völker angesiedelt, die Ovahimba, zu den Herero gehörend. Die Entfernung von Windhoek beträgt ca. 900 km.

Wie alle „mobile units“ liegt Orue in einem sehr unwegsamen Gelände, fernab jeglicher Zivilisation.  

Im Rahmen eines herausragenden europäischen Programms wurden in den 90er Jahren diese mobile units für die Ärmsten der Armen in verkehrstechnisch nicht erschließbaren oder erschlossenen Gebieten installiert (meist wurde ein einräumiges Gebäude/Hütten oder Zelte errichtet). Mehrere europäische NGO waren daran beteiligt. Leider wurde dabei nicht bedacht, wie ein junges Entwicklungshilfeland wie Namibia nach Auslaufen des europäischen Engagements all diese Schulen unterhalten bzw. mit fachkundigen Lehrern bestücken kann.

So mussten leider, nach Auslaufen der EU-Förderungen und dem Rückzug der europäischen NGO´s, alle mobile units ab dem Jahr 2008 geschlossen werden. Die zarte Blüte der Bildung, mitten in den Busch gepflanzt, verdorrte leider daraufhin.

Ab 2012, auf Grund des riesigen Bedarfs, entschloss sich die namibianische Schulbehörde, mehrere mobile units wieder zu aktivieren. Das Budget war nicht hoch, aber immerhin konnte man einige Schulen wiedereröffnen. Falls vorher ausreichend Substanz vorhanden war, hatte diese aber nach 4 Jahren Schließung erheblich gelitten, falls überhaupt noch etwas Brauchbares für einen Schulbetrieb vorhanden war. Der jetzige, marode Zustand fast aller mobile units erklärt sich auch aus diesem Umstand.

Mit dem Eintreten der Finanzkrise ab 2016, den Dürrejahren, wurden Fonds und Budgets radikal zusammengestrichen, leider auch zuerst bei der Bildung und den Schulen.

So ist auch in Zukunft, von marginalen „Hauruckaktionen“ abgesehen, keine Verbesserung für die Schulen in Sicht und diese sind auf Unterstützung angewiesen. Die Lehrer werden seitens der Schulbehörden angestellt und bezahlt. Das funktioniert mittlerweile. Nur für die Verbesserung der Infrastruktur fehlt dem Staat das Geld.

Auch Strom und Wasser sind an den meisten dieser Schulen nicht verfügbar.

Projektmaßnahmen:

In Orue gibt es eine Grundschule der Klassen 0-3 mit ca. 110 Schulkindern (Tendenz steigend) und 2,5 Lehrern.

Es gibt dort momentan noch kein festes Gebäude. Die Kinder lernen in Lehmhütten und Zelten.

Die Kinder schlafen derzeit auf dem nackten Erdboden, zugedeckt mit Lumpen.

In dieser Region sind Schulen weit mehr als Schulen. Sie sind Sozialstationen und Elternersatz. Sie stellen eine Schnittstelle zwischen Tradition und Moderne dar.

Insgesamt benötigt die Schule ein langfristiges Programm und folgende Fördermaßnahmen:

-           4 neue Klassenräume

-           Küche mit Speisesaal

-           Hostel mit Sanitäranlagen

-           Unterkunft für die Lehrer

Im ersten Schritt haben wir in 2019 dort ein Gebäude mit 2 Klassenräumen gebaut.

Für den Übergang können die Kinder nun in den Klassenräumen schlafen, um vor der Witterung geschützter zu sein.

Wenn möglich, möchten wir auch weiterhin in den kommenden Jahren die Schule mit den zusätzlich erforderlichen Maßnahmen unterstützen.

Man hat es hier mit einer originalen Buschschule zu tun, wo unter fast unmöglichen Bedingungen versucht wird, den Kindern eine schulische Perspektive zu geben. Nach wie vor ist die Schulbehörde nach der Finanzkrise seit 2016 und der Dürrebelastungen nicht in der Lage, hier Abhilfe durch neue Gebäude zu schaffen.

Man kann davon ausgehen, dass sich die Schüleranzahl nach dem Bau eines Schulgebäudes um einiges vergrößern wird.

Fördervolumen: 36.833 Euro

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