Orue IV (2022)

Bau einer Küche

Standort:

Orue IV (Namibia/Afrika)

Partnerorganisation vor Ort: Kaokoland e.V.

Das Projekt ist im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative "1000 Schulen für unsere Welt" des Deutschen Städtetages, Deutschen Landkreistages und Deutschen Städte- und Gemeindebundes entstanden.

Hintergrund

Das Dorf Orue liegt ca. 40 Kilometer von Okanguati entfernt und befindet sich 15 Kilometer tief im Busch. Hier ist eines der letzten frei und traditionelle lebenden Völker angesiedelt, die Ovahimba, zu den Herero gehörend. Die Entfernung von Windhoek beträgt ca. 900 km.

Namibia, ein Land im Süden Afrikas und ehemalige deutsche Kolonie ist ein Land großer Gegensätze. Die Kluft zwischen Arm und Reich im internationalen Ländervergleich ist hier eine der Größten (Gini-Index zur Vermögens- und Einkommensverteilung).

Namibia besteht zum großen Teil aus Farmflächen und Naturparks. Es ist daher nicht ganz einfach, flächendeckend für genügend Schulen zu sorgen. Das Land kann diese Leistung nicht allein bringen und wird dabei unterstützt durch Hilfe von außen, unter anderem aus Deutschland.

In Namibia leben rund ein Dutzend Volksgruppen, denen die namibische Verfassung kulturelle Eigenständigkeit zusichert: Ovambo, Herero, Nama, Damara ebenso wie Afrikaaner. Viele Völker Namibias sind Nomaden, die ihre Viehherden begleiten oder als Jäger und Sammler umherziehen.

Obwohl der Besuch einer Schule gesetzlich verankert ist und der Staat die Einrichtungen und den Unterricht garantieren müsste, können viele Kinder keinen Schulunterricht erhalten, da Staat und die Gemeinden kein Geld haben, um den Anforderungen an die Infrastruktur in allen abgelegenen Teilen des Landes nachkommen zu können.

Die meisten Kinder schlafen auch in der Nähe der Schule, weil die Fußwege dorthin so lang sind. Solange keine zusätzlichen Schlafräume geschaffen werden können, müssen die Kinder auf dem nackten Erdboden schlafen, zugedeckt mit Lumpen. Das bedeutet, sie sind im Sommer sämtlichen Gefahren ausgesetzt sind, wie Schlangen, Skorpionen und Ungeziefer. Im Winter herrschen Temperaturen zwischen +5 und Minusgraden. Und während der Regenzeit werden sie nass.

Die Schulbehörde zahlt an fast allen Schulen nur eine Mahlzeit am Tag – pures Maismehl. Diese „Lebensmittelzuteilung“ ist für die Kinder nicht ausreichend. Ein vernünftiger Lernprozess ist bei dieser Versorgung unmöglich. Abgesehen von dem Hungergefühl wären die Kinder damit eindeutig mangelernährt, was die geistige und körperliche Entwicklung der Kinder stark beeinträchtigt. Unser Projektpartner vor Ort muss daher unterstützend eingreifen und versucht, an einigen Schulen die zusätzlichen Mahlzeiten zu finanzieren.

Voraussetzung dafür, dass eine Vollversorgung mit Lebensmitteln (4 Mahlzeiten am Tag, ausgewogene Kost) vom Staat bezahlt wird, ist, dass die Schulen über 8 Klassenstufen, ein Hostel mit Sanitärtrakt, eine Küche mit Speiseraum und Betreuerunterkünfte verfügen.

Die Welt, die den Kindern vertraut ist, ist sandig und trocken. Die Hitze flimmert, es gibt kaum Wasser. Die Eltern haben Angst, ihren Nachwuchs allein auf stundenlange Fußmärsche zur nächsten Schule zu schicken, zu Recht. So bleiben viele Kinder der Schule fern.

Wie alle „mobile units“ liegt Orue in einem sehr unwegsamen Gelände, fernab jeglicher Zivilisation.  

Im Rahmen eines europäischen Programms wurden in den 90er Jahren diese mobile units für die Ärmsten der Armen in verkehrstechnisch nicht erschließbaren oder erschlossenen Gebieten installiert (meist wurde ein einräumiges Gebäude/Hütten oder Zelte errichtet). Mehrere europäische NGO waren daran beteiligt. Leider wurde dabei nicht bedacht, wie ein junges Entwicklungshilfeland wie Namibia nach Auslaufen des europäischen Engagements all diese Schulen unterhalten bzw. mit fachkundigen Lehrern bestücken kann. So mussten leider, nach Auslaufen der EU-Förderungen und dem Rückzug der europäischen NGO´s, alle mobile units ab dem Jahr 2008 geschlossen werden. Die zarte Blüte der Bildung, mitten in den Busch gepflanzt, verdorrte leider daraufhin.

Ab 2012, auf Grund des riesigen Bedarfs, entschloss sich die namibianische Schulbehörde, mehrere mobile units wieder zu aktivieren. Das Budget war nicht hoch, aber immerhin konnte man einige Schulen wiedereröffnen. Falls vorher ausreichend Substanz vorhanden war, hatte diese aber nach 4 Jahren Schließung erheblich gelitten, falls überhaupt noch etwas Brauchbares für einen Schulbetrieb vorhanden war. Der jetzige, marode Zustand fast aller mobile units erklärt sich auch aus diesem Umstand.

Die Lehrer werden seitens der Schulbehörden angestellt und bezahlt. Das funktioniert mittlerweile gut. Nur für die Verbesserung der Infrastruktur fehlt dem Staat das Geld.

Auch Strom und Wasser sind an den meisten dieser Schulen nicht verfügbar. In dieser Region sind Schulen weit mehr als Schulen. Sie sind Sozialstationen und Elternersatz. Sie stellen eine Schnittstelle zwischen Tradition und Moderne dar.

Projektmaßnahmen

In Orue gibt es eine Grundschule der Klassen 0-3 mit ca. 110 Schulkindern (Tendenz steigend) und 2,5 Lehrern.

Es gab dort bis 2019 noch kein festes Gebäude. Die Kinder lernten in Lehmhütten und Zelten und schliefen auf dem nackten Erdboden, zugedeckt mit Lumpen.

Im ersten Schritt hat FLY & HELP in 2019 dort ein Gebäude mit 2 Klassenräumen gebaut. 2021 wurde noch ein Hosten mit Schlafplätzen gebaut. In 2022 werden parallel zur Küche noch zwei weitere Klassenräume gebaut, da vorher immer noch Kinder draußen in provisorischen Zelten lernen mussten.

Nun soll der Schulkomplex noch um eine Küche mit Speisesaal erweitert werden.

Man hat es hier mit einer originalen Buschschule zu tun, wo unter fast unmöglichen Bedingungen versucht wird, den Kindern eine schulische Perspektive zu geben. Nach wie vor ist die Schulbehörde nach der Finanzkrise seit 2016 und der Dürrebelastungen nicht in der Lage, hier selbst Abhilfe durch neue Gebäude zu schaffen.

Fördervolumen: 30.000 Euro

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Atriumbau mit 3 Klassenräumen, Küche/ Speisesaal, Lager, 2 Hostelzimmer, Betreuerzimmer, Toilette und Dusche

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