Alto Anapati (2020)
Bau einer Vorschule mit Küche/Speisesaal, Toiletten und Spielplatz
Standort:
Alto Anapati (Peru/Südamerika)
Hintergrund:
Peru ist eines der Länder, in denen die Zusammenarbeit mit Institutionen der Internationalen Kooperation besondere Tradition hat. Das Land ist charakteristisch geprägt durch eine hohe Diversität verschiedener Ethnien und kultureller Gruppen, die auf dem riesigen Gebiet zwischen Perus Amazonasregion und dem Atlantik zusammenleben. Peru gehört zu dem Land mit der größten Heterogenität innerhalb der Bevölkerung auf dem amerikanischen Kontinent.
Im Laufe seiner Geschichte hat Peru tiefgreifende politische und soziale Konflikte durchstanden, die bis heute die Gesellschaft prägen.
Peru ist ein Land chronischer Instabilität, welches die Etablierung einer einheitlichen nationalen Identität nicht entstehen lässt. Peru gilt laut Erhebungen der Weltbank als ein Land im oberen mittleren Einkommensbereich, gemeinsam mit Ländern wie Paraguay, Venezuela und Mexiko (Stand Juni 2018)1. Gleichzeitig ist das Land aus ethnischen, strukturellen und historischen Gründen von hoher sozialer Ungleichheit geprägt. Dies zeigt sich an einem hohen Maß an sozialer Ausgrenzung, Diskriminierung und Armut, der insbesondere indigene Bevölkerungsgruppen ausgesetzt sind.
Der Projektantrag enthält den Plan für den Bau von Lerninfrastruktur, welche verschiedene Lernaktivitäten ermöglichen soll.
Drei Klassenräume, Toiletten für Kinder und separate Toilettenräume für Lehrpersonal sowie ein Materialraum bilden das Grundgerüst des Schulgebäudes. Darüber hinaus ist vorgesehen, eine Küche und einen Materialraum in angrenzenden Räumen einzurichten. Auch ein Multifunktionsraum für das Essen, den Sport, Bewegung oder auch Versammlungen und Elternabende soll entstehen. Die Lehrer benötigen darüber hinaus einen Raum, um administrative Aufgaben zu erledigen und den Unterricht vor- sowie nachzubereiten. Im Außenbereich des Schulgebäudes soll ein Spiel- und Sportplatz für die Pausenzeiten entstehen.
Eltern und Anwohner werden direkt in die kreativen und die komplementären Prozesse rund um den Schulbau involviert in Form von begleitenden Workshops. Wenn der Schulbau abgeschlossen ist, wird das derzeit als Lernort genutzte Gebäude wieder, wie vor der Schulnutzung, zum Gemeinde-Haus umgewidmet. Die Gemeinde wird aktiv am Schulbau beteiligt. Helfer und lokale Arbeiter werden im Hausbau geschult im Rahmen von vorbereitenden Trainings. Diese Trainings finden in der Planungs- und in der Bauphase statt.
Die neue Vorschule von Alto Anapati wird die Bedeutung und das Recht von Kindern auf gute Bildung in Zukunft betonen. Sie wird den Status von Bildung heben in einer Region, in welcher Bildung normalerweise in den Hintergrund verbannt wird. Der Schlüsselfaktor für eine gute Bildung ist angemessene Schulinfrastruktur, die sich an die gegebenen Umweltbedingungen und die lokalen kulturellen Gepflogenheiten anpasst. Ein gutes Schulgebäude hebt die Motivation für Lehrpersonen und Schüler gleichermaßen, einerseits einen guten Unterricht zu machen und andererseits diesem wie selbstverständlich täglich zu folgen.
Die neue Schule wird qualitativ hochwertige Klassenräume umfassen, in denen sich Kinder ab 3 Jahren kreativ, motorisch und geistig angemessen entwickeln können. Das Schulgebäude wird einem Design folgen, welches Sicherheit für die Kinder schafft und genug Raum zur Entfaltung bietet. Es wird komplettiert mit für schulische Einrichtungen angemessenem Equipment, wie modernen Lernutensilien und multifunktionalem Mobiliar.
Eine Küche und ein Speiseraum, die das Zubereiten und Verzehren von Speisen zu guten hygienischen Bedingungen ermöglichen, werden die allgemeine Hygienesituation der Gemeinde verbessern und die Kinder künftig besser vor Mangelerscheinungen schützen. Es ist beim Design der Küche darauf zu achten, einen wasser- und feuchtigkeitsgeschützten Raum entstehen zu lassen, der gleichzeitig über einen funktionierenden Rauchabzug verfügt. Gut belüftete Sanitäreinrichtungen sollen aus passenden Baumaterialien errichtet werden. Diese werden Feuchtigkeit abhalten und der Entstehung von Pilz, Schimmel und Parasiten vorbeugen. Hygienische Sanitärräume sind essenziell für eine gesunde Lernumgebung für kleine Kinder ab 3 Jahren.
Die neu entstehende Infrastruktur wird das Zentrum der Gemeinde sein, in der gelernt und gespielt wird. Die Gemeinde möchte das Gebäude in den Nachmittagsstunden nutzten, um den Eltern und den älteren Mitgliedern der Gemeinde Bildungsangebote zu machen, etwa Lese- und Schreibkurse, Gymnastikkurse oder Handarbeitskurse. Die Einbindung der Eltern ist wichtig, um die Bedeutung von Grundbildung im Allgemeinen zu heben. Perspektivisch soll sich die Schule zu einem multifunktionalen Lern- und Bildungsort weiterentwickeln.
Der partizipative Ansatz am Bauprojekt wird das Wissen rund um Hausbau unter den Helfern entscheidend erweitern. Die Gemeinde wird gestärkt aus dem Bauprojekt hervorgehen, da ausschließlich lokale Helfer als Projektkoordinatoren eingesetzt werden sollen. Auf lange Sicht kann das Schulbauprojekt damit dazu beitragen, dass sich die Einkommenssituation der Gemeinde verbessert. Als eine Gemeinde von Kaffeebauern leidet sie aktuell unter großer Armut. Ebenso wird ein erfolgreiches Schulprojekt und eine Vorzeigeschule für eine ländliche Region Sichtbarkeit erzeugen, die durch die politisch schwierige Situation der VRAEM-Zone geprägt wird und der normalerweise viel zu wenig Beachtung zu Teil wird.
Das übergeordnete Design-Prinzip ist es, einheimische Baustoffe, wie etwa Holz und andere lokal verfügbare Materialien, wie Ziegelsteine zu nutzen, und gleichzeitig eine moderne Infrastruktur entstehen zu lassen. Ziel ist, moderne Baumethoden und lokal verfügbare Materialien in Einklang zu bringen. Das grundlegendste Ziel ist es, bei jedem Hausbauprojekt die lokale Gemeinde mit einem tiefen Gefühl von Ownership für ihr eigenes Projekt auszustatten.
Das peruanische Bildungsministerium ist die Regierungseinheit, welche die nationale Bildungspolitik gestaltet. Das Ministerium koordiniert sich mit den lokalen Regierungen in den Regionen. Für das hier beschriebene Bauprojekt hat das Ministerium zugesagt, weiterhin die Bezahlung von drei Lehrkörpern sicherzustellen sowie die Schule mit Lernmaterial auszustatten. Außerdem wird ein jährliches Budget für Wartung und Instandhaltung zur Verfügung gestellt.
Fördervolumen: 76.821 Euro