Alur (2022)
Bau einer Förderschule mit einem großen Klassenraum und Lehrerzimmer
Standort:
Alur (Indien/Asien)
Partnerorganisation vor Ort: Vicente Ferrer Stiftung gGmbH
Das Projekt ist im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative "1000 Schulen für unsere Welt" des Deutschen Städtetages, Deutschen Landkreistages und Deutschen Städte- und Gemeindebundes entstanden.
Hintergrund
Die geplante Stiftungsschule liegt im Dorf Alur, dem Bezirk Anantapur, Bundesstaat Andhra Pradesh, im Südosten Indiens. Das Dorf ist 100 km von der Bezirkshauptstadt Anantapur entfernt. In Alur leben 71 Familien.
2009 hat die indische Regierung ein Gesetz zur kostenlosen und allgemeinen Schulpflicht erlassen (Right of Children to Free and Compulsory Education Act). Nach dem Gesetz müssen Kinder bis zu ihrem 14. Lebensjahr die Schule besuchen. Die Volkszählung von 2011 ergab in Indien eine Alphabetisierungsrate von nur 74 % im Vergleich zu einem Weltdurchschnitt von 84 %. Nach wie vor gibt es eine starke Ungleichheit bei der Alphabe¬tisierung der beiden Geschlechter sowie eine Ungleichheit zwischen ländlichen und städtischen Regionen.
Der soziale Wandel, der in den letzten Jahren in Indien die urbanen Regionen erfasste, ist auf die Städte begrenzt. In den ländlichen Regionen ist der Zugang zu Bildung für viele benachteiligte Familien immer noch eine große Herausforderung. Die Einschulungsquote im Bundesstaat Andhra Pradesh liegt bei 83 % (2016/17). In den Projektregionen der Stiftung in Andhra Pradesh und Telangana liegt die Einschulungsquote bei 100 % und die Beschulungsquote in der sechsten Klasse bei 99,72%. Bis heute hat die Stiftung mehr als 1.500 Stiftungsschulen gebaut. Man greift auf langjährige Erfahrungen beim Bau von Schulgebäuden und in der Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort sowie staatlichen Behörden zurück.
Aktuell schicken immer noch viele Familien ihre Töchter nicht in die Schule, da diese im Haushalt helfen, auf ihre kleineren Geschwister aufpassen oder Geld verdienen müssen. Von Bildung ausgeschlossen sind verstärkt sogenannte Scheduled Castes, Scheduled Tribes und Other Backward Communities. 22 % der Bevölkerung in Anantapur sind Dahlits, die zu den Scheduled Castes zählen, und Scheduled Tribes. Die Alphabetisierung von Frauen aus niedrigen Kasten (32,48%) und Scheduled Tribes (30,29%) ist sehr gering (Volkszählung 2011).
Im Bezirk Anantapur leben 28 % der Bevölkerung in der Stadt und 72 % auf dem Land (Volkszählung von 2011). Anantapur ist sehr niederschlagsarm mit im Durchschnitt 550 mm Jahresniederschlag. Die Niederschläge fallen zwischen Oktober und Dezember sowie Juni und September. Dürre, das Fehlen von Regen oder spärlicher Regen sind Probleme, unter denen die Region seit vielen Jahren leidet und die das Phänomen der Armut der ländlichen Bevölkerung unterstreichen. Der Klimawandel wird diese Problematik in Zukunft noch verschärfen. Das Fehlen von Vermögenswerten oder Immobilien, ein nachhaltiges Einkommen, eine wachsende Verschuldung, eine Zunahme der Morbidität aufgrund von Unterernährung und Mangelernährung, ein fehlender Zugang zu produktiver Beschäftigung und folglich ein Fehlen an Ersparnissen und Kaufkraft ist direkt auf das niedrige sozioökonomische Profil dieser Gemeinschaften zurückzuführen.
Bei Scheduled Castes, Scheduled Tribes und Other Backward Communities führt die fehlende Schulbildung der Eltern in Verbindung mit sozio-ökonomischer Rückständigkeit häufig auch zu einer fehlenden Schulbildung der Kinder. Das Kastenproblem in Verbindung mit dem schlechten wirtschaftlichen Hintergrund hält diese Gemeinschaften von Entwicklung fern.
So ist in den ländlichen Regionen Indiens der Zugang zu Bildung für viele benachteiligte Familien immer noch eine große Herausforderung. Auch die fehlende Schulbildung der Eltern in Verbindung mit sozioökonomischer Benachteiligung führt häufig auch zu einer fehlenden Schulbildung der Kinder. Teilweise nehmen Eltern ihre Kinder auch frühzeitig aus der Schule. Vor allem Mädchen sind hier die Leidtragenden. Sie müssen häufig vorzeitig ihre Schulbildung abbrechen, um verheiratet zu werden oder im Haushalt zu helfen und auf ihre kleineren Geschwister aufzupassen. Vielen Eltern fehlt das Verständnis für die Wichtigkeit einer guten Schulbildung, da sie selbst nie Bildung erfahren haben. Ohne Bildung können ihre Kinder den Kreislauf der Armut jedoch nicht durchbrechen.
Aufgrund der monatelangen Schulschließungen durch die Corona-Pandemie verschärft sich die prekäre Bildungssituation der Schulkinder im ländlichen Indien zusätzlich. Viele Kinder können den ausgefallenen Schulstoff nicht ohne zusätzliche Unterstützung nachholen.
Ziel des Projektes ist es, Mädchen und Jungen in Anantapur den Zugang zu qualitativ hochwertiger Schulbildung durch den Bau einer Stiftungsschule, in der Förderunterricht geleistet wird, zu ermöglichen. Die Kinder gehen täglich sechs Stunden in die öffentliche Schule. Sie kommen aus bildungsfernen Familien, ihre Eltern sind größtenteils Analphabeten. Ohne die zusätzliche Unterstützung durch den Förderunterricht in der Stiftungsschule könnten die Jungen und Mädchen dem Unterricht in der öffentlichen Schule nicht folgen. Durch den Ansatz des Förderunterrichts ist es dem RDT gelungen, eine Beschulungsquote in der Sekundarschule (ab 6. Klasse) in den Projektregionen von nahezu 100 % zu erreichen. Es gibt nur noch selten Schulabbrecher, da die Schülerinnen und Schüler durch die zusätzliche Unterstützung dem Unterricht in der öffentlichen Grundschule problemlos folgen können.
Die Grundschüler erhalten in der Stiftungsschule jeden Tag jeweils zwei Stunden Förderunterricht vor und nach dem Unterricht in der öffentlichen Schule. Der Förderunterricht findet morgens von 6.30 Uhr bis 8.30 Uhr und am Nachmittag von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr statt. Die Unterrichtsfächer sind Telugu (Landessprache), Englisch und Mathematik. Die Stiftungsschule verfügt über einen eigenen Lehrer, der vom Central Development Committee (CDC) ausgewählt und bezahlt wird. Das CDC hat acht Mitglieder (vier Frauen und vier Männer), welche von der Gemeinschaft gewählt werden. Es ist für alle Belange der Gemeinschaft zu-ständig. Das Committee verwaltet u.a. das Schulgeld, von dem der Lehrer bezahlt wird (bis zu 3.000 Rupien/Monat), die Schulmaterialien sowie die Instandhaltungskosten der Stiftungsschule. Die Eltern bezahlen pro Kind 100-200 Rupien/Jahr. Des Weiteren kontrollieren die Mitglieder des CDC die Arbeit des Lehrers und achten darauf, dass die Kinder am Förderunterricht teilnehmen. Das CDC hat sich verpflichtet, die Unterhaltung der Schule nach deren Fertigstellung aus eigenen Mitteln zu finanzieren. So stellen wir sicher, dass die Schule in ihrer Funktion nachhaltig erhalten wird und es zu keiner nachträglichen Umwidmung kommt.
Die Stiftungsschule wird außerhalb des Unterrichts für Treffen der Dorfgemeinschaft, des CDC sowie des Nahrungsergänzungsprogrammes genutzt.
In der Alur Förderschule gibt es zurzeit 27 Kinder, die die Förderschule nutzen. 20 Kinder der Grundschule und 7 Kinder der Sekundarschule, die in dem Gebäude Hausaufgaben machen und für Arbeiten lernen. Das Dorf hat eine geringe Bevölkerungszahl und die indische Regierung beabsichtigt, in den nächsten 2 Jahren noch 20-25 Familien dort anzusiedeln. Perspektivisch ist also davon auszugehen, dass die Zahl der Schüler steigen wird.
Projektmaßnahmen
Die Projektmaßnamen umfassen den Bau eines Gebäudes mit folgenden Maßen; Grundfläche von 121,08 m² bestehend aus einem Klassenzimmer mit den Maßen 9,15 x 6,10 m, einem Lehrerzimmer von 3,05 x 6,10 m sowie einer Veranda von 12,95 x 2,75 m.
Das Gelände für den Schulbau wird dem Dorf von der Regierung zur Verfügung gestellt und gehört dann der gesamten Dorfgemeinschaft.
Für den Bau der Schule liefert das Central Procurement Department des RDT Zement und Stahl in losen Schüttungen sowie Eisenwaren. Andere Baumaterialien wie Ziegel, Metallwaren, Sand, Holz, Platten usw. werden gemäß den Bau-Standardrichtlinien vor Ort vom Team des CDC und den Mitarbeitern des RDT beschafft.
Die Dorfgemeinschaft unterstützt beim Bau der Schule und übernimmt entsprechende Arbeiten. Unser Projektpartner greift auf langjährige Erfahrungen beim Bau von Schulgebäuden und in der Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort sowie staatlichen Behörden zurück.
Fördervolumen: 11.608 Euro