Wanu (2022)
Gebäude mit 7 Klassenräumen
Standort:
Wanu (Indien/Asien)
Projektparter vor Ort
DON BOSCO MONDO e.V.
Land, Region
Der indische Bundesstaat Arunachal Pradesh (Sanskrit: Land der Berge in der Morgenröte) mit rund 1,4 Millionen Einwohnern gehört zu den so genannten sieben Schwestern-Staaten in Nordost-Indien, die seit der Unabhängigkeit Indiens 1947 mit dem Rest des Landes nur über einen schmalen Korridor verbunden sind. Arunachal Pradesh liegt ganz im Nordosten des Landes und grenzt im Süden an die Bundesstaaten Assam und Nagaland, sowie im Westen an Bhutan, im Norden an Tibet und im Osten an Myanmar. Der Bundesstaat erstreckt sich über ein größtenteils umstrittenes Territorium; das Gebiet wird von China beansprucht. Mit 17 Einwohnern pro km² ist die Bevölkerungsdichte die niedrigste aller Bundesstaaten. Die Bevölkerung besteht aus vielen ethnischen Gruppierungen und indigenen Völkern. Die Mehrheit der Menschen (65%) gehört einer Reihe von Stammesgruppen (tribals) an, die jeweils eigene Sprachen und Kulturen pflegen. Die restliche Bevölkerung besteht aus Einwanderern aus anderen Teilen Indiens. 30% der Bevölkerung sind Christen, 29% Hindus, 12% Buddhisten und 2% Muslime.
Da die Region sehr entlegen und teilweise schwer zugänglich ist, leben die meisten Menschen bis heute in vereinzelten Siedlungen und kleinen Bergdörfern. Es gibt nur wenige ausgebaute Straßen und sehr eingeschränkten Zugang zu Bildungseinrichtungen oder Gesundheitsdiensten. Auch von der indischen Regierung initiierten Entwicklungsprogramme erreichen die abgelegenen Dörfer nur sehr eingeschränkt. Hauptstütze der Wirtschaft ist die Landwirtschaft. Angebaut werden vor allem Reis, Mais, Hirse, Weizen, Linsen, Zuckerrohr, Raps, Ananas, Orangen, Äpfel und Pfirsiche. Außerdem werden Forstwirtschaft und Bergbau betrieben und es gibt viele Kunsthandwerker. Dazu zählen Holzschnitzereien, Körbe aus Bambus und Schilf und Webereiprodukte.
Das Dorf Wanu mit 1.200 Einwohnern befindet sich im Südosten von Arunachal Pradesh (Distrikt Tirap). Es liegt 65 km südlich von der nächstgrößeren Stadt Kanubari (sub-district headquarter) und 64 km östlich vom Verwaltungssitz Khonsa. Um Wanu befinden sich sechs weitere Dörfer mit einer Gesamtbevölkerung von rund 15.000 Menschen. Die Alphabetisierungsrate im Distrikt liegt bei 52%. Die Schulabbruchraten sind hoch.
Die Mehrheit der Bevölkerung sind Angehörige des indigenen Volks der Wancho. Die Familien bewirtschaften kleine Felder, auf denen sie zur Eigenversorgung Obst, Gemüse und Reis anbauen. Hierfür werden jedes Jahr ein Teil der zu einem Dorf gehörenden Felder gerodet und abgebrannt, Unkraut gejätet und Saatgut gesät. Nach der Ernte wird ein Feld aufgegeben und an andere Stelle eine Anbaufläche angelegt (Wanderfeldbau). Die Erträge reichen in der Regel nur zur Eigenversorgung der kinderreichen Familien. Fast 85% der Menschen leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze.
Allgemeiner Hintergrund zum Projektland
Bildung ist ein Menschenrecht und ein Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Agenda 2030. In Indien leben rund 470 Millionen Kinder im Alter zwischen 0 und 18 Jahren, dies entspricht 39% der Gesamtbevölkerung des Landes. Damit hat Indien das zweitgrößte Bildungswesen der Welt (nach China). 2009 wurde Bildung als fundamentales Recht in der indischen Verfassung festgeschrieben (Right-to-Education-Act). Seitdem unterliegen alle Kinder von 6 bis 14 Jahren der Schulpflicht. Aber wie so oft klaffen Theorie und Praxis auch im Bereich Schule und Bildung auseinander: noch immer ist es in Indien nicht selbstverständlich, dass ein Kind zur Schule geht. Insbesondere Kindern in ländlichen Regionen bleibt der Zugang zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe häufig verwehrt. Armut und Kinderarbeit stellen dabei die größten Hindernisse für junge Heranwachsende dar, erfolgreich eine Schule zu besuchen. Studien von Hilfsorganisationen zeigen, dass sich die weltweite Corona-Krise auch in Indien am stärksten auf sozial benachteiligte Randgruppen wie Migranten oder ethnische Minderheiten auswirkt. Da viele Eltern seit Ausbruch der Pandemie ihr karges Einkommen als Tagelöhner oder Straßenverkäufer verloren haben, mussten ihre Kinder mit zum Lebensunterhalt beitragen.
Zudem weist die Qualität der Bildungseinrichtungen in Indien enorme Unterschiede auf: während der Besuch privat geführter Institutionen, die qualitativ hochwertige Bildung anbieten, oft mit sehr hohen Kosten verbunden ist, sind die Zustände an vielen staatlichen Schulen katastrophal. Hauptgründe hierfür sind mangelnde Infrastruktur, fehlende Ausstattung und ein Mangel an qualifizierten Lehrkräften, was dazu führt, dass häufig bis zu 80 Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassenstufen zusammen unterrichtet werden. Erhebungen haben aufgedeckt, dass selbst nach sechs Jahren Unterricht fast die Hälfte der befragten Schülerinnen und Schüler einen einfachen Text nicht lesen kann.
Der Salesianerbischof George Pallipparambil SDB setzt sich mit seinem Team seit 2005 für die Verbesserung der Lebensbedingungen und Bildungschancen von marginalisierten Kindern und Jugendlichen in der Diözese Miao im äußersten Nordosten von Indien ein. In der sehr entlegenen und schwer zugänglichen Region (Anjaw, Changlang, Dibang Valley, Longding, Lower Dibang Valley, Lohit, Namsai und Tirap) findet die Bildungs- und Sozialarbeit dort statt, wo der Staat versagt. Zur Diözese mit rund 500.000 Einwohnern gehören 35 Grundschulen, 13 Sekundarschulen, ein Krankenhaus sowie 15 kleine Gesundheitszentren. Die Einrichtungen sind bei der lokalen Bevölkerung hoch angesehen.
Hintergrund zum Projekt und aktuelle Herausforderungen
Im Jahr 2018 hat die Diözese Miao auf Wunsch der lokalen Bevölkerung mit dem Unterricht von Kindern aus Wanu und umliegenden Dörfern begonnen. Es wurden temporäre Klassenzimmer aus Bambus und Palmenblättern (Dach) errichtet.
Im März 2021 ist das Gebäude infolge von starken Winden komplett zusammengestürzt und ist seitdem unbenutzbar. Glücklicherweise war der Sturm nachts, so dass niemand verletzt wurde. Mit Start des neuen Schuljahres im Juni 2021 erfolgte eine vorrübergehende Erlaubnis der Lokalregierung für den Schulunterricht die Gemeindehalle zu nutzen. Da die Halle jedoch schnellstmöglichst wieder für andere Zwecke benötigt wird, ist geplant, den Unterricht teilweise in die Kirche zu verlegen. Es wird dringend ein stabiles neues Schulgebäude mit Klassenzimmern benötigt.
Zur direkten Zielgruppe gehören die Mädchen und Jungen der St. Savio Schule in Wanu. Aktuell (Schuljahr 2021/2022) sind dies 180 Kinder vom Kindergarten bis zur Klasse 4.
Es gibt eine hohe Nachfrage nach Anmeldungen, die die momentan verfügbaren Plätze weit übersteigt. Nach dem Bau des neuen Schulgebäudes können mehr Kinder aufgenommen werden. Die Schüleranzahl soll auf über 220 anwachsen.
Ziel ist es, Kindern aus marginalisierten Familien in Wanu und umliegenden Dörfern durch den Bau einer Grundschule den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Schulbildung zu ermöglichen.
Projektmaßnahmen / Projektbeschreibung
Gebaut werden soll eine Grundschule mit 7 Klassenzimmern (Kindergarten, Vorschule, Klasse 1 bis Klasse 5). Es handelt sich um ein einstöckiges Gebäude mit einer Gesamtfläche von 5.152 sqft (= 478 m²). Jedes Klassenzimmer ist 484 sqft (=45 m²) groß.
Das Grundstück wurde von der Dorfbevölkerung als lokale Eigenleistung zur Verfügung gestellt.
Fördervolumen: 66.775 Euro